Gemeindeversammlung: „Startschuss für einen Neuanfang“

Gemeindeversammlung: „Startschuss für einen Neuanfang“

Unsere Gemeinde ist in eine finanzielle Schieflage geraten. Die Einnahmen aus Kirchensteuerzuweisungen, Spenden, Beiträgen etc. reichen nicht mehr aus, um den finaziellen Bedarf zu decken. Schon im Haushalt 2022 musste auf die Rücklagen zurückgegriffen werden.


Wie ist es dazu gekommen? Die Gemeindegliederzahl ist von 3.196 (2016) auf z. Zt. ca. 2.800 (2023) gesunken. Und die Tendenz zeigt weiterhin nach unten. Rückläufige Gemeindegliederzahlen bedeuten sinkende Einnahmen. Dem stehen erheblich gestiegenen Kosten durch Inflation sowie höhere Personal- und Energiekosten entgegen. Hinzu kommt, dass evangelischen Gemeinden innerhalb der EKvW bis 2040 klimaneutral werden wollen.


Unsere Gemeinde hat mit vier Gebäuden für eine Gemeinde unserer Größe einen verhältnismäßig hohen Gebäudebestand . Die Einnahmen unserer Gemeinde reichen nicht mehr aus, um die hohen Kosten zu decken. Damit die Finanzen unserer Gemeinde auf eine zukunftsfähige Grundlage gestellt werden, hat uns der Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises verpflichtet, bis 31.10.2023 ein Haushaltssicherungskonzept aufzustellen. Es ist das erklärte Ziel, in den kommenden Jahren nicht nur einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen, sondern zudem auch noch finanzielle Rücklagen zu bilden. Es ist eine schwierige Aufgabe, dafür eine gute Lösungen  zu finden. Schon auf der Gemeindeversammlung am 3. September hatte die Superintendentin des Kirchenkreises, Pfr.‘in Susanne Falcke, gesagt, dass eine solche Lösung nur darin liegen könne, dass unsere Gemeinde einen Teil ihrer Gebäude aufgibt.


Als erster Schritt wurde im Bevollmächtigtenausschuss überlegt, das Gemeindehaus in Appelhülsen mit den beiden vorgelagerten Grundstücke an einen Investor zu verkaufen. Leider hat sich herausgestellt, dass diese Maßnahme für ein tragfähiges Haushaltskonzept nicht ausreicht. Zumal die Grundstücke nur in Erbpacht abgegeben werden dürfen. Zwischenzeitlich wurde die Arbeitsgruppe Haushaltssicherungskonzept (AG HHSK) eingerichtet. Aufgabe dieser AG war es, ein tragfähiges Haushaltssicherungskonzept aufzustellen. Verschiedene Varianten wurden durchgerechnet und diskutiert. Aber für ein Haushaltssicherungskonzept, das nicht nur heute, sondern auch in der Zukunft tragfähig ist, war die Aufgabe der Liegenschaft an der Dülmener Straße 24 unumgänglich.


Auf Vorschlag der AG HHSK hat der Bevollmächtigtenausschuss im Oktober einen dementsprechenden Beschluss gefasst.
Um der Gemeinde diese weitreichenden Maßnahmen mitzuteilen und mit den Gemeindegliedern darüber zu diskutieren, hatte der Bevollmächtigtenausschuss zu einer Gemeindeversammlung am 26. November in das Johanneshaus eingeladen.
Hier erläuterte Pfr.‘in Regine Vogtmann die Beschlüsse des Leitungsgremiums zum Haushaltssicherungskonzept:

  • Verkauf des Gebäudekomplexes Dülmener Str. 24 mit Kirche und Johanneshaus.
  • Ein Wertgutachten für die beiden Gebäude wurde in Auftrag geben.

Für den Verkauf des Gebäudekomplexes an einen Investor gibt es danach zwei Möglichkeiten:
Der Inverstor erhält den Gebäudekomplex in seiner ursprünglichen Form oder es erfolgt ein Abriss beider Gebäude und ein Neubau auf dem Grundstück. In beiden Fällen könnte unsere Gemeinde Räume für Gottesdienste und Gemeindegruppen anmieten.Falls dies nicht möglich sei, wäre die Anmietung eines Ladenlokals (Ladenkirche) in Erwägung zu ziehen.

In Frage kämen auch Räume in den beiden evangelischen Familienzentren an der St.-Amand-Montrond-Straße oder in den Räumen im katholischen Pfarrheim. Pfarrdechant Norbert Caßens hatte in einem Brief an die Gemeinde die Unterstützung der katholischen Geschwister in Aussicht gestellt. „Sie sind uns als evangelische Geschwister herzlich willkommen! Unsere vier Kirchen und Pfarrheime stehen Ihnen für eine Nutzung zur Verfügung.“ Wir sind bereit, der Gemeinde Unterschlupf an unseren vier Standorten in Appelhülsen, Darup, Nottuln und Schapdetten zu geben. Und wenn wir alle zusammenziehen? war seine Frage, die auf eine erfolgreiche Kooperation von evangelischen und katholischen Gemeinden unter einem Dach, z. B. in Münster-Nienberge abzielte.


Aber eines sei sicher , bekräftigte Pfr.‘in Vogtmann der Versammlung. Die Gemeindearbeit geht auf jeden Fall weiter. Auch in Zukunft wird es evangelisches Gemeindeleben mit Gottesdiensten und Gemeindegruppen geben.


Mit Spannung erwartet wurden die Ausführungen der Superintendentin des Kirchenkreises. Sie stellte die angesprochenen Maßnahmen in einen übergeordneten Kontext. Als Beispiel die steigende Zahl der Menschen, die ihrer Kirche den Rücken kehren. Mit zwei Prozent Rückgang liegt diese Zahl höher als in den Kirchenkreisen im Ruhrgebiet.


Die Zeiten, in denen mit vorhandenen Rücklagen ein Minus im Haushalt ausgeglichen werden konnte, die sind vorbei. Susanne Falcke erklärte, dass der Beschluss, die Liegenschaften in Nottuln aufzugeben, ein Grundsatzbeschluss ist. Die Umsetzung dieses Beschlusses muss nun in Ruhe, Schritt für Schritt, im Laufe des Jahres 2024 angegangen werden. Das alles passiert in enger Zusammenarbeit mit der Landeskirche in Bielefeld. Vieles ist zu überlegen und zu prüfen. Ein Abriss von Gebäuden z. B. ist zu prüfen und von der EKvW zu genehmigen. Aber, so führte Die Superintendentin aus, um einen ausgeglichenen Haushalt mit einer, auch in der Zukunft stabilen finanziellen Lage zu erreichen, gibt es keine Alternative als die Aufgabe von Kirche und Johanneshaus.

 

Frau Falcke machte der Gemeinde auch Mut : Das Zusammengehörigkeitsgefühl in Nottuln ist stark. Und Pfr.‘in Vogtmann ergänzte, dass, solange wir hier sind, sind wir hier und wir gestalten das auch. Auch wenn man sich schmerzlich bewusst sei, dass es für die Gruppen Veränderungen geben werde.

 

Für den Gestaltungsprozess wird es 2024 eine Zukunftswerkstatt geben. Alle, die mitmachen, mitdiskutieren möchten, sind eingeladen, sich hier zu beteiligen.

 

Kontakt Zukunftswerkstatt:


Pfr.‘in Regine Vogtmann , Telefon 02502/223110, Mailadresse: Regine.Vogtmann@ekvw.de


Klaus Bratengeyer , Telefon 02502/7474, Mailadresse: klaus@bratengeyer.de


Gemeindebüro , Telefon 02502/8607, Mailadresse: st-pfb-nottuln@ekvw.de